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Samstag, 3. November 2012

Getreide für Öl: Argentiniens Flirt mit Iran macht den Westen nervös


Merken   Drucken  02.11.2012, 22:13Schriftgröße: AAA

Getreide für Öl:Argentiniens Flirt mit Iran macht den Westen nervös

Buenos Aires hofft auf einen Öl-für-Getreide-Deal mit Teheran. Dabei ist man in Argentinien noch empört wegen eines Anschlages auf ein jüdisches Gemeindezentrum. Israel protestiert gegen das Geschäft. von Friederike BögeBerlin
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Höchste Geheimhaltung hatten Argentinien und der Iran vereinbart, als ihre Diplomaten in den vergangenen Tagen im Uno-Hauptquartier in Genf zusammentrafen.
Für Buenos Aires war es eine heikle Mission: Die Regierung von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner dringt auf eine juristische Aufarbeitung des Bombenanschlags auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires, bei dem 1994 mehr als 80 Menschen getötet wurden. Der Anschlag belastet die Beziehungen zu Teheran, seit die argentinische Justiz iranische Regierungsmitglieder, darunter den heutigen Verteidigungsminister, auf die Fahndungsliste bei Interpol setzte. Der Dialog sei "positiv" verlaufen und werde in diesem Monat fortgesetzt, sagte Außenminister Héctor Timerman am Mittwochabend knapp.
Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner
Seine Chefin Kirchner zielt auf eine Entspannung der Beziehungen. Denn der Iran ist nicht nur ein wichtiger Handelspartner, er ist auch der Schlüssel für zwei der wichtigsten Probleme der Südamerikaner: Energie- und Devisenknappheit. "Dahinter stehen massive ökonomische Interessen", sagt Klaus Bodemer vom Giga-Institut für Lateinamerika-Studien in Hamburg. Öl aus Teheran könnte die argentinische Energielücke stopfen. Der Iran ist ein idealer Handelspartner für das devisenklamme Argentinien, weil er Soja und Getreide als Zahlungsmittel für Öl akzeptiert. Wegen der Sanktionen ist Teheran vom Finanzmarkt abgeschnitten. Während das Sanktionsregime gegen den Iran immer weiter verschärft wird, hat Argentinien seine Beziehungen zu dem Pariastaat kontinuierlich ausgebaut. Seit 2010 ist der Iran wichtigster Importeur von argentinischem Getreide.
Politisch sind die Gespräche in Genf für Kirchner hochriskant. "Für die Beziehungen zu Europa und den USA ist das gefährlich", sagt Bodemer. Die jüdische Gemeinde in Argentinien, die größte Lateinamerikas, verfolgt die Gespräche mit tiefem Misstrauen. Israel schickte eine Delegation an den Rio de la Plata, um gegen das Treffen zu protestieren. Auch die US-Regierung ist besorgt über den Einfluss des Iran in SüdamerikaVenezuela und Bolivien gehören zu den engsten Vertrauten Teherans.
Argentinien hofft auf ein Gerichtsverfahren in einem neutralen Drittstaat und Entschädigungszahlungen für die Opfer. Teheran beharrt aber bislang darauf, dass kein Iraner an dem Anschlag beteiligt war. Wenn die Gespräche ergebnislos verlaufen, wäre es eine weitere Blamage für Kirchner, die auf außenpolitischem Parkett bislang glücklos agiert. "Sie hat eine große Begabung", sagt Politologe Bodemer, "in mehrere Fettnäpfchen gleichzeitig zu treten."


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