Geierfonds macht Argentinien Leben schwer
Mehr als zehn Jahre nach Argentiniens Zahlungsausfall nimmt ein Rechtsstreit mit einem Hedge Fund um offene Schulden skurrile Formen an und schickt Anleihenkurse auf Talfahrt.
Das hier ist wohl der imposanteste Chart der Woche:
Quelle: Bloomberg
Die Grafik zeigt den Verlauf der Prämien für Kreditausfallversicherungen (Kreditausfall-Swaps, CDS) mit ein- (gelb) und funfjähriger (weiss) Laufzeit. In einem CDS-Geschäft übernimmt der Verkäufer des CDS das volle Kreditrisiko und bekommt dafür eine Prämie. Die CDS-Prämien für argentinische Anleihen sind nun in kurzer Zeit von unter 1000 auf 5500 bzw. 2200 Basispunkte hochgeschossen. Das heisst: Um sich gegen den Verlust einer argentinischen Dollaranleihe mit Fälligkeit in einem Jahr zu versichern, muss man aktuell eine Prämie von 5000 Basispunkte, oder 50% bezahlen. Auch für die fünfjährige Anleihe sind die Versicherungskosten markant gestiegen: Zur Absicherung einer Mio $ zum Beispiel müssen jährlich 250000 $ hingeblättert werden.
Steht Argentinien vor dem zweiten Staatsbankrott in diesem Millenium? Wächst auf einmal kein Soja mehr? Ist die globale Steak-Nachfrage eingebrochen? Der Grund ist weniger ökonomischer, sondern juristischer und ideologischer Natur.
Es geht um die letzten unbeglichenen Schulden derjenigen Gläubiger, die nach dem Bankrott nicht an der Umschuldung teilgenommen haben. Durch die Restrukturierung bekamen die Gläubiger etwa 30% ihres Geldes zurück. Diese Bedingungen akzeptierten nicht alle, so auch der Investmentfonds NML Capital nicht, ein Tochterunternehmen des Hedge Fund Elliot Capital Management mit Paul Singer an der Spitze, der nach dem Default argentinische Papiere aufgekauft hatte.
Singers Hedge Fund hat die Umschuldungsangebote zweimal ausgeschlagen, das Land schuldet ihm noch 1,6 Mrd. $. Die Bonds wurden nach US-Recht ausgegeben, Ende Oktober entschied das Berufungsgericht in New York, dass Argentinien sowohl dem Hedge Fund als auch den Gläubigern, die an der Restrukturierung teilgenommen hatten, die Schulden ganz zurückzahlen müsse. Darauf ging Argentinien nicht ein, «Geierfonds» sollen nicht bedient werden.
Singer führt nun das Gefecht um die Rückzahlung auf hoher See weiter. Er hat dazu dem Handelsgericht in Ghanas Hauptstadt Accra den Antrag gestellt, ein sich im Hafen von Accra befindendes argentinisches Schulschiff mitsamt Besatzung festzuhalten. Nach gescheiterten dimplomatischen Bemühungen erwägt nun Argentinien, Ghana am Internationalen Seegerichtshof anzklagen.
Der Streit hat dazu geführt, dass die Kurse argentinischer Anleihen um fast 20% auf 63% des Nominalwerts gefallen sind. Die Renditen und die CDS-Prämien sind spiegelbildlich in die Höhe geschossen. Die Krise spüren auch argentinische Unternehmen, deren Refinanzierungskosten ebenfalls explodieren.
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