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Mittwoch, 3. Januar 2007

"Wir haben uns mit allen herumgestritten, und am Ende werden wir den von uns ,besiegten' Gläubigern vielleicht mehr zahlen als irgendein anderes Land"

"Wir haben uns mit allen herumgestritten, und am Ende werden wir den von uns ,besiegten' Gläubigern vielleicht mehr zahlen als irgendein anderes Land", kritisiert Prat-Gay.

----daran wollen wir hart arbeiten, dass das passiert-----



Hohes Wachstum bringt Argentinien-Gläubigern Trost
Kursanstieg der BIP-Kupons lässt geschröpfte Anleihenbesitzer an der Erholung teilhaben / Ökonomen kritisieren das Modell


mos. BUENOS AIRES, 2. Januar. Zu den weltweit besten Finanzanlagen des vergangenen Jahres zählten Anleihen aus Argentinien. Dabei hatte das südamerikanische Land erst vor weniger als zwei Jahren die größte Staatspleite aller Zeiten abgewickelt. Zur Erinnerung: Anfang 2002 hatte die Regierung inmitten einer schweren Krise die Bedienung der Staatsschulden eingestellt. Mehr als drei Jahre lang zahlte das Pleiteland seinen Gläubigern gar nichts. Im Frühjahr 2005 schließlich rang die Regierung den Gläubigern von mehr als 100 Milliarden Dollar Zins- und Anleiheschulden einen ungewöhnlich hohen Verzicht auf mehr als die Hälfte ihrer Forderungen ab. Zu Barwerten wurden die Verluste sogar auf 75 Prozent kalkuliert. Gläubiger von 25 Milliarden Dollar, die das Diktat nicht akzeptierten, erhalten bis heute nichts. Für die meisten Anleger ist Argentinien seither ein rotes Tuch.


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Eine "bescheidene Barzahlung" anstelle der BIP-Kupons hätte das Angebot seinerzeit damals verbessert und gleichzeitig die Kosten für den Staat verringert, argumentiert Prat-Gay, der im September 2004 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über das Schuldenmanagement als Zentralbankchef zurückgetreten war. "Wir haben uns mit allen herumgestritten, und am Ende werden wir den von uns ,besiegten' Gläubigern vielleicht mehr zahlen als irgendein anderes Land", kritisiert Prat-Gay.

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In der Tat könnten die Zahlungen aus dem BIP-Kupon den nominalen Kapitalabschlag aus der Umschuldung in zehn bis fünfzehn Jahren auf null reduzieren, kalkuliert Raúl Vazquez von Banco Río. Anders als Prat-Gay bewertet Vazquez dies positiv: Argentinien könne so seinen Ruf zurückgewinnen. Denn das Land würde dadurch zeigen, dass es bei guter Wirtschaftsentwicklung zu höheren Zahlungen an die Gläubiger gewillt sei. Argentinien habe die BIP-Kupons seinerzeit vor allem deshalb in das Umschuldungsangebot eingefügt, um gegenüber dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu belegen, dass man in gutem Glauben mit den Gläubigern verhandle, meint Vladimir Werning von JP Morgan. Tatsächlich habe der IWF das Angebot weder abgelehnt noch unterstützt. Man könne sich fragen, ob Argentinien das Stillschweigen des IWF nicht zu teuer erkauft habe, sagt Werning. Die Rufschädigung Argentiniens sei durch die BIP-Kupons kaum zu mildern. Werning resümiert: "Argentinien hat seinen Ruf als Schuldner geopfert und dennoch weniger Schuldenerlass erhalten als angestrebt."



Text: F.A.Z., 03.01.2007, Nr. 2 / Seite 18

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