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Dienstag, 28. Januar 2014

Argentiniens Präsidentin wittert gigantische Verschwörung

Argentiniens Präsidentin wittert gigantische Verschwörung

    Von KEN PARKS
Die argentinische Regierung glaubt, die Schuldigen für die neuerlichen Verwerfungen am Devisenmarkt ausgemacht zu haben: Banken, Exporteure und Großkonzerne. Diese sollen für die jüngsten Spekulationen mit Währungen von Schwellenländern verantwortlich sein, die den argentinischen Peso zum Absturz gebracht und die argentinische Zentralbank zu massiven Interventionen gezwungen haben. Ihre eigenen Hände wäscht die Regierung um Präsidentin Cristina Kirchner dagegen in Unschuld.
Die jüngsten Angriffe auf dem Devisenmarkt hätten alle nur ein Ziel gehabt, nämlich die Peso-Abwertung weiter voranzutreiben, sagte Kabinettschef Jorge Capitanich am Dienstag. "Doch unsere Nachricht lautet: 'Argentinier, seid nicht naiv!' Diesen Film haben wir in der Geschichte unseres Landes schon mehrfach gesehen."
Agence France-Presse/Getty Images
Die argentinische Regierung glaubt, dass Spekulanten den Peso zum Absturz gebracht haben.
In der vergangenen Woche hatte die Regierung zunächst eine Abwertung des Peso um 15 Prozent auf rund 8 US-Dollar hingenommen. Das hatte die Argentinier jedoch aufgeschreckt. Viele von ihnen fühlen sich an den traumatischen Staatsbankrott im Jahr 2002 erinnert. Am Montag trat die argentinische Zentralbank dann offenbar auf die Bremse und intervenierte zugunsten des Peso.
"Offenbar gibt es einige Leute, die uns wieder Suppe essen sehen wollen, aber dieses Mal mit einer Gabel", sagte Präsidentin Cristina Kirchner. Bereits in der Vergangenheit hatte die argentinische Regierung Kräfte von außerhalb für die Probleme des Landes verantwortlich gemacht. Diese versuchten, Argentinien zu destabilisieren, so die Argumentation.
Volkswirte dagegen glauben nicht an eine Verschwörung gegen Argentinien. Sie sehen den Grund für die Probleme der zweitgrößten Volkswirtschaft Südamerikas in den hohen Staatsausgaben, die die Inflation angeheizt haben.
Eigentlich wollte die Regierung Kirchner die Wirtschaft des Landes mit den hohen Staatsausgaben auf Kurs bringen. Dazu wurden die Einnahmen aus dem Export von Rohstoffen wie Soja, deren Preise lange Zeit stark stiegen, herangezogen. Über Jahre ging die Strategie auf; Argentiniens Wachstum konnte sich sehen lassen.
Allerdings trieb ihre Politik die Inflation nach oben, heute gehört Argentiniens Inflationsrate zu den höchsten der Welt. Um den Schaden zu mildern, griff Argentinien zu unorthodoxen Maßnahmen wie Preis- und Währungskontrollen. Die Zentralbank kontrolliert den Peso in einem engen Rahmen. Denn auch eine schwächere Währung kann die Inflation nach oben treiben, weil die Kaufkraft der Menschen sinkt und Importe teurer werden.
An den vergangenen Handelstagen musste die argentinische Zentralbank gut 100 Millionen Dollar täglich ausgeben, um den Peso zu stützen. Dadurch schwinden die Währungsreserven Argentiniens zusehends dahin. Anfang des Jahres besaß die Zentralbank nur noch Reserven im Wert von 29 Milliarden Dollar, nachdem es 2011 noch 52 Milliarden gewesen waren.

Argentinier dürfen nun auch Dollar kaufen

Zuletzt hatte die argentinische Regierung auch die Beschränkungen für den Kauf von Dollar gelockert, um eine mögliche Währungskrise abzuwenden. Seit Montag dürfen Argentinier abhängig von der Höhe ihres Einkommens in einem gewissen Umfang Dollar kaufen. Laut Kabinettschef Capitanich wollten bis Dienstag knapp 150.000 Menschen davon Gebrauch machen.
Mit dieser Maßnahme will die Regierung das Vertrauen der Argentinier zurückgewinnen und einen Ansturm auf die Banken des Landes verhindern. Die Argentinier haben den Dollar lange als Absicherung gegen die häufige Abwertung ihrer Währung und die Wirtschaftskrisen der vergangenen 60 Jahre gesehen.
Allerdings kostet auch dieser Schritt viel Geld - bis zu 757 Millionen Dollar der wertvollen Reserven könnten - die momentanen Wechselkurse vorausgesetzt - jeden Monat dafür aufgebraucht werden, schätzt die Credit Suisse CSGN.VX +0,54% .
Auf dem Schwarzmarkt fiel der Wechselkurs zwischenzeitlich auf 12,25 Peso je Dollar, nachdem er am Freitag noch bei 11,80 gelegen hatte. Dieser Rückgang legt die Vermutung nahe, dass die Währung zum offiziellen Kurs immer noch als stark überbewertet angesehen wird.
Der Unterschied zwischen dem offiziellen und dem Schwarzmarkt-Kurs bläht die Inflation zusätzlich auf, da Geschäftsleute die Preise mit Blick auf die Schwarzmarktpreise für eine ganze Reihe an Produkten von Fernsehern bis Kühlschränken anheben. Dadurch werden auch Erwartungen verstärkt, dass die Regierung den Peso noch mehr abwerten lässt.
Es bleibt also abzuwarten, wie die argentinische Regierung diese Spirale durchbrechen will.
Kontakt zum Autor: redaktion@wallstreetjournal.de
http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304007504579348932418632054.html

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