Haftbefehl gegen Bank-Manager
Ein Gericht in Argentinien hat Haftbefehl
gegen einen Manager der
Schweizer Bank Credit Suisse erlassen.
Der Amerikaner David Mulford, derzeit
Vize-Chairman der Credit Suisse für das
internationale Geschäft, soll in Buenos
Aires zu möglichen Unregelmäßigkeiten
bei einer 2001 erfolgten Umschuldung
von Staatsanleihen im Wert von
30 Milliarden Dollar vernommen werden.
Der argentinische Bundesrichter
Marcelo Martinez de Giorgi beantragte
die Festnahme Mulfords durch Interpol
und dessen Auslieferung nach Argentinien,
da der Amerikaner trotz wiederholter
Aufforderung nicht vor dem Gericht
in Buenos Aires erschienen sei. Dies berichtete
die staatliche argentinische
Nachrichtenagentur Telam. Das Verfahren
läuft seit zehn Jahren. Mulford sei
schon 2002 zum ersten Mal vorgeladen
worden.
Mulford gilt als einer der Hauptarchitekten
des sogenannten Mega-Swaps,
mit dem die argentinische Regierung
zur Jahresmitte 2001 noch versucht hatte,
den wenig später erklärten Staatsbankrott
zu verhindern. Als die Risikoaufschläge
für argentinische Staatsanleihen
schon deutlich eine drohende Zahlungsunfähigkeit
signalisierten, erreichte
die argentinische Regierung durch
den Schuldentausch eine Streckung der
Fälligkeiten um durchschnittlich drei
Jahre. Im Gegenzug nahm sie bei den
neu emittierten Anleihen mittlere Zinssätze
von 15 Prozent in Kauf. Ein halbes
Jahr später erklärte Argentinien seine
Zahlungsunfähigkeit. Credit Suisse und
ein halbes Dutzend anderer Banken hatten
derweil für das Geschäft Kommissionen
von 160 Millionen Dollar kassiert.
In dem argentinischen Prozess, in dem
es um mögliche Bestechungszahlungen
bei dem Mega-Swap geht, hat das Gericht
Anklage gegen den ehemaligen argentinischen
Wirtschaftsminister Domingo
Cavallo und den früheren Finanzstaatssekretär
Daniel Marx erhoben.
Mulford war unter den Regierungen
von Ronald Reagan und George H. W.
Bush von 1984 bis 1992 als Staatssekretär
im amerikanischen Finanzministerium
für internationale Beziehungen tätig.
Später arbeitete Mulford für die amerikanische
Credit-Suisse-Tochter First
Boston, bevor er im Mutterhaus als Vizepräsident
für internationale Kontakte
eingestellt wurde. In dieser Funktion
hatte Mulford mit Cavallo den umstrittenen
Mega-Swap vorbereitet. Credit Suisse
hat zu dem Haftbefehl bisher nicht
Stellung genommen. mos.
FAZ Print Fr 7.9.2012 S 20
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