Argentinien: Neue Offerte, letzte Chance?!
Knapp 12 Jahre ist es her, dass Argentinien in die Überschuldung
geraten ist und eine großangelegte Umschuldungsaktion
seiner Auslandsverbindlichkeiten angehen musste. Unterm
Strich sollten Anleihegläubiger auf rund 50 Prozent
ihrer Forderungen verzichten. Zweimal, 2005 und 2010 bot
Argentinien solche Umschuldungen an, doch viele Gläubiger
lehnten bislang jede Offerte aus Südamerika ab. Die privaten
Gläubiger, die die beiden Umstrukturierungen nicht
annahmen, sollen nun erneut ein Angebot bekommen, ließ
Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner in einer Fernsehansprache
wissen.
Die Staatspräsidentin reagierte damit in direkter Form auf ein
zuvor gefallenes Urteil eines New Yorker Gerichts. Dort hatten
Hedgefonds auf den vollen Betrag der von ihnen aufgekauften
argentinischen Bonds geklagt – und von den Richtern Recht bekommen.
Betroffen von der überraschenden Offerte sind allerdings
lediglich sieben Prozent der Wertpapiere, für die Argentinien
Ende 2001 die Zahlungsunfähigkeit erklärt hatte. Den
Besitzern der restlichen 93 Prozent, die auf die bisherigen Umschuldungsangebote
eingegangen waren, sollen neue Bonds
angeboten werden, die zu denselben Bedingungen in Buenos
Aires statt in New York auszahlbar seien, kündigte Kirchner an.
Zuletzt war Argentinien 2010 auf seine Gläubiger zugegangen:
Damals standen weltweit noch Forderungen aus Altanleihen
in Höhe von rund 20 Milliarden Dollar plus zehn Milliarden
Dollar nicht gezahlte Zinsen zu Buche. Unterm Strich bot
die Gaucho-Regierung den Umtausch in neue Bonds mit niedrigeren
Kupons an und wollte Anlegern teilweise noch nicht
beglichene Zinsen nachträglich in bar auszahlen; so sollte die
Hälfte der Forderungen ausgeglichen werden. „Es war klar,
dass Argentinien 2010 kein besseres Angebot als im Jahr 2005
bei der ersten Umschuldung vorlegen konnte. Denn damals
war bewusst eine Nachbesserungsklausel eingebaut worden“,
erläuterte DSW-Geschäftsführer Thomas Hechtfischer damals.
Zur Erinnerung: Nach der Staatspleite im Jahr 2001 hatte
Argentinien 2005 ein erstes großes Umschuldungspaket
geschnürt, bei dem Investoren auf rund 50 Prozent ihrer Forderungen
verzichten sollten. Damals lehnten viele Gläubiger
ab. Doch obwohl das neuerliche Angebot wahrscheinlich
nicht besser ausfallen wird, dürfte es dennoch eine hohe Annahmequote
geben. Denn die Geduld vieler Privatanlager
wird vermutlich knapp neun Jahre nach der ersten Umschuldung
zu Ende gehen.
Bei der DSW reagiert man auch jetzt positiv aber dennoch abwartend
auf die Nachrichten aus Buenos Aires: „Noch sind die
Details nicht bekannt, auf die es letztlich ankommen wird.
Doch im Zweifel wird gelten, worauf wir zuletzt 2010 hingewiesen
hatten: Dieses Angebot macht nur Sinn für Anleger,
die alle bisherigen Angebote abgelehnt hatten“, erläutert Experte
Hechtfischer. Außerdem „könnte dies die letzte Chance
sein, die alten Anleihen loszuwerden.“
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